spring farewell ::: IVO PERELMAN & MATTHEW SHIPP (US) ::: tenor sax & piano :::
Der Pianist Matthew Shipp hielt ja schon das eine oder andere Mal Hof im Stockwerk. Er könnte ja tadellos als eine Leitfigur unserer Kernkompetenz herhalten. Der eigentliche Star der Runde ist diesmal aber ein Universalgelehrter aus São Paulo, der mithin endlich sein Graz-Debüt feiert.
Dieser Stargast ist das ehemalige Wunderkind an der Gitarre, der Multiinstrumentalist, der Architekt und international renommierte Maler, Flötist im Pop-Lager und: der hymnisch exstatische Tenorsaxophonist. Als Letzterer ist er schon jetzt in die jüngere Geschichte der jazzmusikalischen Improvisationsmusik eingegangen. Er spielte unter anderem mit Flora Purim und Eliane Elias, mit Don Pullen und Paul Bley. Und ist nun auf unserer Showbühne: Ivo Perelman!
Wenn man sich seinem musikalischen Kosmos nähern will, ist es immer ratsam, mit dem Duo mit dem Pianisten Matthew Shipp zu beginnen. Die beiden arbeiten seit über zwanzig Jahren in Duo-, Trio-, Quartett- und Quintett-Settings zusammen. Unter den rund 60 (!) Veröffentlichungen von Ivo Perelman nehmen denn auch jene mit Matthew Shipp den umfangreichsten Teil ein.
Herausheben aus der ellenlangen Liste wollen wir aber vielleicht doch die Doppel-CD Callas (Leo Records), mit der Perelman/Shipp vor vier Jahren ein neues Kapitel ihrer musikalischen Partnerschaft aufgeschlagen haben. Vor allem Perelmans Tenorsaxophon hatte möglicherweise nie mehr emotionale Resonanz als in dieser Hommage an die griechische Diva.
Gewiss, es gibt viele Saxophon/Klavier-Duos, doch dieses ist eine Art neues Genre. Der Musikfluss ist so natürlich, so organisch, dass ein Geist allein am Werk zu sein scheint. So lyrisch wie kühn.