Das 10. Jazzfestival Leibnitz beginnt mit einem Capriccio. Einem virtuosen Capriccio, das zwar die fantasievolle, spielerische Überschreitung der Normen, den lustvollen Regelverstoß kennt, dem aber sein scherzhafter Charakter abhanden gekommen zu sein scheint. Stammt es doch aus der Feder des ukrainischen Musikers Andrej Prozorov, der zwar seit Jahren in Wien lebt, in den letzten Monaten aber freilich mit Besorgnis in seine Heimatstadt Odessa blickte.
Auf unsere Einladung hat der Sopransaxophonist nun extra ein neues Trio gegründet, das seine Premiere in Leibnitz feiern wird.
Hierzulande wurde Prozorov vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Joe Zawinul und als Mitglied von Fatima Spar and the Freedom Fries bekannt.
Schon sein erstes, 2013 gegründetes Prozorov Trio brachte eine ganz eigene musikalische Sprache zum Ausdruck, indem es Jazz mehrschichtig mit Elementen aus Klassik, Tango Nuevo und der französischen Musette, aber auch traditionellen ukrainischen Elementen angereichert hatte.
Auf einen kosmopolitischen Weg für zeitgenössische improvisierte Musik begibt sich nun auch das neue Trio, das ohne Harmonie-Instrument diese große Herausforderung um die Themen von Andrej Prozorov und Raphael Preuschl annimmt. Und dass dann von Antonio Vivaldis Jahreszeiten ausgerechnet der Winter mit seiner zitternden Atmosphäre noch auf der Setlist steht, wäre vor einem Jahr auch noch nicht so bemerkswert gewesen.
