Daniel Erdmann – saxes; Hasse Poulsen – guitar; Edward Perraud – drums
Das frankophile Trio Das Kapital, gefeiert als versiertes Jazztrio mit charakteristischem Ausdruck, hat mit Vive La France endlich seine Liebeserklärung an Frankreich eingespielt. Drei Jahrhunderte aufregend neu und mit viel Esprit gebürstet.
Vive La France, es lebe Frankreich, also … heiliger Titel, breites Programm. Etwaigen Verdächtigungen, hier in unseeliger Nachahmerschaft irgendetwas “great again” zu machen, begegnet das pan-europäische Jazztrio mit einem milden Lächeln. Die preis gekrönte Combo stellt so ziemlich alles auf den Kopf, was sie sich vornimmt, meist mit einem Augenzwinkern.
Bekannt wurde das 2002 gegründete Trio einst mit seinen eigenwilligen Eisler-lnterpretationen, als man auf zwei Alben Songs des legendären Komponisten ins Jazz-Idiom übertragen und damit sogar klassenkämpferische Kraft bewiesen hat. Und für ihren ironischen Biss auf Ballads & Barriades wurde die Band sogar mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.
Nun erforschen die drei in Paris und Reims lebenden Musiker drei Jahrhunderte französischer Musik. Wie etwa Patrick Hernandez’ Disco-Knaller Born To Be Alive, dieses schmerzhafte Lied aus den späten 70ern, oder Comme D´Habitude von Jacques Revaux mit seinem weinerlichen Text.
Charles Trenets La Mer unterziehen die drei frankophilen Haudegen genauso einer intensiven Analyse wie Erik Saties Gymnopédie #1, ja sogar bis zum Türkenmarsch des Barock-Komponisten Jean-Babtiste Lully folgen sie den Wurzeln. Freilich dürfen aber auch impressionistische und romantische Meilensteine oder Lieder der Chansonniers Jaques Brel und George Brassens nicht fehlen.
Das Kapital greift erneut auf das gesamte Sprachspektrum des modernen Jazz und der zeitgenössischen Musik zurück, um die außerordentliche melodische Kraft dieser zeitlosen Melodien zu verstärken und all diese künstlichen Unterschiede zwischen “großer Musik” und “populärem Lied” zu verwischen. Und das in einer ebenso aufregenden wie behutsamen Weise, nie wird der Musik Gewalt angetan, immer bewegt sich Das Kapital sehr frei, aber voll großer Empathie und mit Respekt vor dem Material. Die Motive sind so stark, dass sie auch in wilder Verkleidung erkennbar bleiben
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