Die beiden sind für Deutschland das, was für Österreich Joe Zawinul
war: der allerfeinste Export in die Heimat des Jazz. Der 1929 in Köln
geborene Klarinettist Rolf Kühn lebte zwischen 1956 und 1962 in den
USA, um sich dort mit den Besten der Besten zu messen, kehrte dann
aber nach Deutschland zurück. Der 1944 in Leipzig zur Welt gekommene
Pianist Joachim Kühn verließ seine Heimat 1968, lebte erst in
Frankreich, dann in den USA und pendelt heute zwischen Paris und
Ibiza hin und her. Beide haben sich nie auf ihren (reichlich eingesammelten)
Lorbeeren ausgeruht, sondern immer neue musikalische
Herausforderungen gesucht. Schon 2011 wurden sie zusammen für ihre
beachtlichen Lebenswerke mit dem ECHO Jazz Award ausgezeichnet.
Immer wieder spielte das in Ostdeutschland aufgewachsene und auf
abenteuerliche Art geflüchtete Brüderpaar gemeinsame Alben ein:
etwa das legendäre „Impressions Of New York“, das sie 1967 nur drei
Tage nach dem Tod von Coltrane aufnahmen. In ihrer Musik bewegen
sich die zwei traumwandlerisch wie in einem weiträumigen Haus, in
dem man schon lange zusammenlebt. Man kennt die reizvollen Winkel
und Perspektiven – und entdeckt doch immer wieder Neues.